Wänn ‘de Sachs’n Gauntrie mach’n - THE ROAD BROTHERS
Bin mal wieder zu einem Konzert gepilgert, weil mir die „großen“ Namen alle irgendwie über waren, die heimischen gerade nicht viel neues zu bieten hatten und die angekündigte Band einfach nur spannendes erwarten ließ. Irgendwie war mir danach, mal wieder etwas anderes zu tun, aus der Reihe zu tanzen. Lust auf Abenteuer und nicht so tun, als ob, sondern richtig.
Da ist also eine Südstaaten-Combo aus den USA angekündigt und als Support, sprich „Anheizer“, so eine Gruppe aus Sachsen – ROAD BROTHERS. „Aha“, denke ich, „da will mal wieder jemand auf einen fahrenden Zug aufspringen und ein Veranstalter die Zeit füllen.“ Anyway, is’ halt so!
Das abendliche Thema hieß Country-Rock in Gestalt von BLUE MOUNTAIN und die Vorspeise nennt sich ROAD BROTHERS, drei nett anzuschauende junge Herren aus der Gegend um Leipzig.
Da stehen also plötzlich drei Typen auf der kleinen Bühne des REAL MUSIC CLUB in Lauchhammer, Banjo, Gitarre und Baß von links nach rechts, und plötzlich fängt eine Musik an, von der ich dachte, die spielt kaum noch jemand: Bluesgrass und Country pur, banjolastig - Oups!
Doch kaum ist dieses Banjo-Medley verklungen und beklatscht, begibt sich die „Gitarre“ zum Mikro und begrüßt die Anwesenden im fließenden Slang: „N’ombt, mir gumm’ aus Sach’sn un’ dun jetze ma’ rüschdsch loosmach’n.“
In dieser Tonart kommt eine Anmoderation, die den Saloon aus dem Stand zum Überkochen bringt und ehe wir uns noch richtig ausschütten können vor Lachen, der Typ quasselt gut und gerne zwei Minuten auf diese Art, beginnt ein Country-Gewitter, das die ersten nach vorn und zum Tanzen lockt.
Wenig später begibt sich der Bassist hinter die Bühne, um den angekündigten „Schdar-Gasd“ nach vor zu bitten. Der Bassist taucht wieder auf, mit bunter Jamaika-Mütze und Rasta-Locken daran: „ Hälloow, isch bün dor Bob Marleej!“ Es folgt eine astreine Reggae-Adaption des Marley-Klassikers „Redemption Song“, bei der der ganze Saloon fröhlich mitwippt – Rasta-Feeling, Super!
Nach einem Intermezzo zum Mitgröhlen, „Down By The Riverside“, kommt die nächste Moderation der „Gitarre“ im Zwiegespräch mit den beiden anderen und die Ankündigung von „Swing Low Sweet Chariot“, die der lange Bassist mit einer langsam wedelnden Armbewegung zwischen seinen gespreizten Beinen bildhaft ergänzt – langsames und langes Schwingen. So hab’ die ich Übersetzung des alten Traditionals, später durch Clapton zu neuen Rum gespielt, auch noch nicht gedeutet bekommen.
Das geht noch ein paar Mal so und immer wieder gelingt es den drei Sachsen, die Massen noch ein kleines Stück mehr anzuheizen. Ich kann mich vor Lachen nicht mehr auf meinem Hocken halten und muß unter den Klängen von „Ring Of Fire“ wieder vor zur Bühnenkante zum Mitmachen und „Schnappschießeln“. Diese Idee hatten andere auch und so fällt der grauhaarige Typ da vorn auch nicht auf…….
Klar tobt der ganze Saloon des REAL MUSIC CLUB, als die Show zu Ende ist und keiner will die drei Typen schon wirklich abtreten lassen. Doch langes Klatschen und Betteln ist nicht nötig und so folgt mit „Will The Circle Be Unbroken“ einer meiner absoluten All-Time-Klassiker des Country & Western in der Version der Amerikanischen Nitty Gritty Dirt Band.
Dieser „Support“ war nicht nur für mich eine unerwartete Neuentdeckung im tagtäglichen Musikbrei der Medien. Ich wußte sofort, die ROAD BROTHERS hatte ich zum ersten, aber ganz sicher nicht zum letzten Mal gesehen. Die hätten auch gut und gerne die Hauptattraktion sein können, ohne daß noch irgend jemand der Anwesenden gefragt hätte - „was dud’n da noch gumm’?“.
Für mich jedenfalls steht fest, ich werde die Sächs’schen Guschen wieder sehen und das möglichst bald, denn die Set-List ist ein ganzes Stück länger, als das, was ein „Support“ an diesem Abend in’s Publikum schleudern durfte: Neis duu mied juu ägäjn!
Tip: http://www.theroadbrothers.de